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Fischer
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Er nennt sie Rotkäppchen weil in dem Korb Wein und Essen sind für den Großvater. Rotkäppchen weil der Weg aus dem Wald dunkel und steinig ist. Rotkäppchen weil der Wolf sie längst in seiner Gewalt hat. Es gibt nichts zu beschönigen: Kindesmissbrauch ist ein unbequemes Thema. Ein Thema, das aufbringt und von allen Medien bedient wird. Doch dieser Roman ist weit mehr als ein Problembuch über Kindesmissbrauch. Er lebt von differenzierten Stimmungen und interessanten Charakteren und wagt einen Blick in die Abgründe menschlichen Zusammenlebens. Er hält ein Plädoyer für die Freundschaft, erzählt von erster Liebe und vermeidet jegliches Pathos. Virtuos spielt er mit literarischen Mitteln und entzieht sich dabei jeder Vorhersehbarkeit. So wird die Lektüre zu einem intensiven Erlebnis, das man nicht missen möchte.Ein besonderes Buch in einem besonderen Format: klein und fein & mit runden Ecken! |
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On a du style, diese Worte ihrer früh verstorbenen Mutter hat Marie, die kleine Tochter der jüdischen Schneiderfamilie Katz, immer im Ohr. Halt gibt ihr die Musik. »Auf einen Stern zugehen, nur dieses!«, sagt der Vater an einem der langen Abende, die sie am Klavier verbringt und die ihren Weg vorzuzeichnen scheinen: Als begabte Pianistin hat sie eine große Zukunft vor sich. Doch mit den dreißiger Jahren bricht auch in der Schweiz eine dunkle Zeit an. Fluchtartig müssen Marie und ihr Vater das Familienanwesen mit dem geliebten Park am See verlassen. Um die Tochter zu schützen, schifft sich der Vater nach Afrika ein, und Marie geht in ein Kloster, dessen Mauern ihr mit der Zeit zum Gefängnis werden. Als der ehrgeizige Student Max Meier ihre Flucht aus der engen, katholischen Welt arrangiert, geht alles sehr schnell: Marie küsst ihn, sie heiraten, er geht in die Politik, sie wird schwanger. Nun muss Marie sich entscheiden zwischen dem geliebten Klavier und Max’ Politikerkarriere, zwischen der Pianistin und der First Lady. Das Haus am See, die Erinnerungen an ihre Kindheit und ihr tadelloser Stil bleiben Kontinuitäten in Maries Leben, die sie durch alle Höhen und Tiefen tragen. |
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«In «Imperium» erzählt Christian Kracht eine Aussteigergeschichte in den deutschen Kolonien der Südsee, indem er virtuos und gut gelaunt mit den Formen des historischen Abenteuerromans eines Melville, Joseph Conrad, Robert Louis Stevenson oder Jack London spielt. Die Welt wollte er retten, eine neue Religion stiften, gar ein eigenes Reich gründen – eine Utopie verwirklichen, die nicht nur ihn selbst, sondern die Menschheit erlöst, fernab der zerstörerischen europäischen Zivilisation, die gerade aufbricht in die Moderne und in die Katastrophen des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Doch in der Abgeschiedenheit der Südsee, in einer Kolonie des wilhelminischen Deutschland, gerät ein von einem vegetarischen Spleen besessener Sonnenanbeter in eine Spirale des Wahnsinns, die die Abgründe des 20. Jahrhunderts ahnungsvoll vorwegnimmt. In seinem vierten Roman zeichnet Christian Kracht die groteske, verlorene Welt von Deutsch-Neuguinea, eine Welt, die dem Untergang geweiht ist und in der sich doch unsere Gegenwart seltsam spiegelt. Zugleich aber ist Christian Krachts »Imperium« eine erstaunliche, immer wieder auch komische Studie über die Zerbrechlichkeit und Vermessenheit menschlichen Handelns.» |
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«Das Buch «Babylon» enthält 17 Erzählungen von Günter de Bruyn, die zwischen 1960 und 1984 entstanden. Es sind ungewöhnliche Geschichten über gewöhnliche Figuren und deren Sorgen um Ehe, Wohlstand und Karriere — doch hinter diesem alltäglichen Gerangel verbergen sich die großen alten literarischen Konflikte um Liebe, Wahrhaftigkeit und Macht. Nach zehn Jahren Gemeinsamkeit beispielsweise tauschen die Eheleute Anna und Karl ihr Geschlecht, schlüpfen gleichsam in die Haue des anderen — und müssen feststellen, daß sie dem Leben ihres Partners nicht gewachsen sind.» |
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Der 50-jährige, in München lebende Schriftsteller Gustav von Aschenbach, der pflichtbewusst und diszipliniert arbeitend, sich auf der Höhe seines öffentlichen Ruhms befindet, reist, von plötzlichem Fernweh und Reiselust erfasst, nach Venedig. In der schwül-fiebrigen Atmosphäre der Lagunenstadt verbringt er eine Reihe von Tagen in einem Zustand zunehmend aufgelöster innerer Ordnung und Disziplin, in sinnlicher Zuneigung entflammt zu dem im gleichen Hotel logierenden polnischen Jüngling Tadzio, bis er sich, nach einer Verlängerung seines Aufenthaltes, in dem beginnenden Ausbruch einer Cholera-Epidemie an frischem Obst infiziert und in der Schlussszene am Meeresstrand sitzend stirbt. |
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Geplant als Novelle, als heiteres Gegenstück zum 'Tod in Venedig', entstand mit dem 'Zauberberg' einer der großen Romane der klassischen Moderne. Ein kurzer Besuch in einem Davoser Sanatorium wird für den Protagonisten Hans Castorp zu einem siebenjährigen Aufenthalt, der Kurort wird zur Bühne für die europäische Befindlichkeit vor dem Ersten Weltkrieg. Im Juli 1913 begonnen, während des Krieges durch essayistische Arbeiten, vor allem durch die 'Betrachtungen eines Unpolitischen', unterbrochen, konnte der Roman 1924 abgeschlossen und veröffentlicht werden. Der Band 5 der 'Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe' folgt dem Erstdruck. |
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«In der Familie Katrin Himmlers wurde über die Verbrechen Heinrich Himmlers offen gesprochen. Den Erzählungen nach galt ihr Großonkel als der «ungeratene» Außenseiter eines humanistisch gebildeten Elternhauses, seine Brüder Gebhard und Ernst hingegen hätten mit der Politik des NS-Regimes nicht viel zu tun gehabt. Als sie den Spuren ihres seit 1945 vermissten Großvaters Ernst nachgeht, stößt Katrin Himmler auf eine viel tiefere Verstrickung von Heinrichs Brüdern. Als frühe Anhänger der Partei profitierten die beiden nicht nur von den neuen Verhältnissen nach 1933, sondern unterstützen mit ihrer Tätigkeit im Reichserziehungsministerium und im Reichsrundfunk engagiert das NS-Regime. Noch inmitten zerbombter Städte wollten die Brüder gemeinsam mit Heinrich Zukunftspläne «für die nächsten zwanzig Jahre» schmieden. Katrin Himmler erzählt die Geschichte einer Familie, in der es kein Mitleid mit den Verfolgten, sondern Einverständnis mit den politischen Verhältnissen gab — bei den Ehefrauen, den Freunden, dem Schwager und bei Heinrichs Geliebter Hedwig Potthast. In ihrer ungewöhnlichen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kann die Autorein auf zahlreiche unveröffentlichte Briefe und persönliche Dokumente aus den Familiennachlässen zurückgreifen und schließt damit auch Lücken in der bisherigen historischen Forschung.» |
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Diese Geschichte des alten Lübecker Patriziergeschlechtes Buddenbrook (in Firma Johann Buddenbrook), welche mit dem alten Johann Buddenbrook um 1830 einsetzt, endet mit dem kleinen Hanno, seinem Urenkel, in unseren Tagen. Sie umfasst Feste und Versammlungen, Taufen und Sterbestunden (besonders schwere und schreckliche Sterbestunden), Verheirathungen und Ehescheidungen, große Geschäftserfolge und die herzlosen unaufhörlichen Schläge des Niederganges, wie das Kaufmannsleben sie mit sich bringt... Auch der Letzte, der kleine Hanno, geht mit nach innen gekehrtem Blick umher, aufmerksam die innere seelische Welt belauschend, aus der seine Musik hervorströmt. In ihm ist noch einmal die Möglichkeit zu einem Aufstieg (freilich einem anderen als Buddenbrooks erhoffen) gegeben: Die unendlich gefährdete Möglichkeit eines großen Künstlerthums, die nicht in Erfüllung geht... |
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«Märchen wie «Die kleine Meerjungfrau», «Das hässliche Entlein» oder «Die Schneekönigin» haben Hans Christian Andersen weltberühmt gemacht und Generationen von Kindern und Erwachsenen bezaubert. In diesem reich illustrierten Geschenkband sind seine berühmtesten und schönsten Märchen versammelt.» |
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Die überwucherten Tempelruinen von Angkor Wat, die zerfallenden Pyramiden der Maya in Yucatan und die rätselhaften Moai-Statuen der Osterinsel — sie alle sind stille Zeugen von einstmals blühenden Kulturen, die irgendwann verschwanden. Doch was waren die Ursachen dafür? Jared Diamond zeichnet in seiner ebenso faszinierenden wie hochaktuellen Studie die Muster nach, die dem Untergang von Gesellschaften (oder ihrem Überleben) zugrunde liegen, und zeigt, was wir für unsere Zukunft daraus lernen können. |
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«Die Protagonisten in Arthur Schnitzlers frühen Erzählungen Stimmungsbildern, Phantasien und Studien bewegen sich zwischen Traum und Wirklichkeit, Ahnen und Wissen, Betrug und Gewalt, Krankheit und Tod, Mitleid und Angst. Selbstlose Verhaltensweisen und egoistische Reaktionen werden analysierend erfaßt, Schicksale entdeckt, aber kein Urteil gefällt. Das Streben des einzelnen nach Glück, nach anhaltender Lebenskraft, seine Suche nach dem sichersten Weg führt zumeist über nervöse Gereiztheit, Resignation und Überschwang zu plötzlichem Ende oder langsamem Sterben. Dabei geht dem äußeren Tod nicht selten ein allmähliches Absterben der inneren Kräfte und Bindungen voraus. Unsicherheit, Selbstberuhigung, aber auch Überdruß spiegeln sich im «monologue intérieur» zwischen den Dialogen. Schnitzlers Figuren sind bereit, ein großes Spiel zu spielen, und, wenn sie es verloren haben, mit ihrem Dasein zu bezahlen. Und zeichnen sie am Ende ihr eigenes Leben auf, stellt sich ihnen die Frage, ob dies Anklage ist oder Verteidigung.» |
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«Rainer Maria Rilke wurde am 4. Dezember 1875 in Prag geboren. Von 1886 bis 1891 besuchte er die Militarschule St. Polten, danach die Militar-Oberrealschule in Mahrisch-Weisskirchen. Der vorgesehenen Offizierslaufbahn wich der sensible Knabe jedoch aus und studierte ab 1895 Kunst- und Literaturgeschichte in Prag, Munchen und Berlin. 1897 lernte er Lou Andreas-Salom? kennen, mit der ihn eine tiefe Freundschaft verband. Er unternahm Reisen nach Italien und vor allem nach Russland, bis er 1900 nach Worpswede ubersiedelte. 1901 heiratete er die Bildhauerin Clara Westhoff. Doch die Ehe zerbrach bereits ein Jahr spater. Ab 1905 lebte Rilke in Paris, wo er als Privatsekretar von Auguste Rodin tatig war. Zwischen 1910 und 1913 unternahm er Reisen nach Nordafrika, Italien und Spanien. Wahrend des Ersten Weltkriegs lebte er in Munchen, ab 1918 in der Schweiz. Rilke starb am 29. Dezember 1926 in Valmont. Die hier versammelten Texte entstammen ausnahmslos Rilkes Fruhwerk. Wichtige Zeugnisse einer bedrangten, von autoritarer Erziehung gepragten Kindheit sind die Erzahlungen «Pierre Dumont» (1894) und «Die Turnstunde» (1902). Die Prosadichtung uber «Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke», 1899 entstanden, jedoch erst 1904 veroffentlicht, gilt als erfolgreichstes und zu Lebzeiten bekanntestes Werk Rainer Maria Rilkes.» |
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«Stefan Zweigs Novellen wenden die neu gewonnenen Erkenntnisse der zeitgenossischen Psychologie in einem biegsamen, fast nervos vibrierenden Stil auf ihre Themen an». Richard Friedenthal» |
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Günter de Bruyn stellt die Geschichte von Tristan und Isolde, dem klassischen Liebespaar der mittelhochdeutschen Literatur, in einer poetischen Nacherzählung vor. Es ist die Geschichte von Tristan, der für König Marke nach Irland fährt und zahlreiche Abenteuer und Kämpfe zu bestehen hat, und von Isolde, um die er für König Marke werben muß und die Tristan liebt und von ihm wiedcrgelicbt wird, obwohl sie König Markes Frau wird. Tristan und Isolde, von Gottfried von Straßburg im 13. Jahrhundert besungen, von Richard Wagner zu Opernhelden gekürt, waren das erste Paar in der deutschen Literaturgeschichte, das im Namen einer höheren Moral gegen die Gesetze der höfischen Gesellschaft verstieß. Günter de Bruyn erzählt ihre Geschichte, die auf alte Sagen zurückgeht, auf der Grundlage des unvollendeten Versepos von Gottfried von Straßburg (gest. 1210) und der zwanzig Jahre nach Gottfrieds Tod durch Ulrich von Thürheim ergänzten Textfassung. |
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»Manchmal das Beste« nennt Heinrich Mann in einer Notiz an den Mailänder Verleger Mondadori seine Erzählungen. Sein schriftstellerisches Leben lang haben die Novellen Heinrich Manns Romanschaffen vorbereitet, begleitet und fortgeführt. Die Verlockung dieser kürzeren Texte liegt darin, dass man beim Lesen den Autor auf der Suche nach der eigenen Form — den Themen und Kunstmitteln — miterleben kann. Heinrich Manns »Meistererzählungen« sind wahrlich ein Lesevergnügen. Der Löwe — Contessina — Das Wunderbare — Das gestohlene Dokument — Die Branzilla — Gretchen — Der Tyrann — Das Herz — Die Unschuldige — Die Ehrgeizige — Szene — Kobes — Das Kind — Eine Liebsgeschichte. |
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«Ich wusste nicht zu sagen, was ich mehr bewundere: die «naturalistische» Wiedergabe einer phantastischen Welt, die durch die minuziose Genauigkeit der Bilder glaubhaft wird, oder die sichere Kuhnheit der Wendungen zum Geheimnisvollen.» |
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«Heinrich Mann hat zeitlebens, von seinen ganz frühen Anfängen abgesehen, als politischer Autor verstanden. Er hat sich stets zu Tagesfragen in Artikeln, Pamphleten und Essays geäußert. In den Essays, die tief in sein übriges Werk verwoben sind, geht er meist über den Tagesanlaß hinaus und formuliert für sich und sein Publikum grundsätzliche Positionen. Für den an den französischen Moralisten geschulten Heinrich Mann steht außer Frage, daß ein künstlerischer Mensch zugleich Mahner zu sein habe und Warner, daß er mitverantwortlich sei vor dem Geist für die gesellschaftliche, soziale und politische Gestaltung seiner Zeit. Die in diesem Band «Macht und Mensch» versammelten Arbeiten geben Auskunft über die Einflüsse auf und die intellektuelle Verarbeitung durch Heinrich Mann. Allen voran stehen französische Schriftsteller. Denn, so Heinrich Mann: »[...] sie haben die Demokratie erzogen. Das ist die Wirkung Zolas und das ist, seinen Tendenzen zum Trotz, die von Balzac. (Denn der Roman, diese Enthüllung der weiten Welt, dies große Spiel aller menschlichen Zusammenhänge ist gleichmacherisch von Natur; er wird groß mit der Demokratie, in der das Drama in seiner aristokratischen Enge abstirbt. Balzac ist der Richter der kämpferischen Demokratie, Zola der triumphierenden.) Victor Hugo, der aus seiner Verbannung seine republikanischen Fanfaren schickt, Saint Beuve, der im Senat die Freiheit der Presse verteidigt, Flaubert mit seinem Ideal einer Regierung der Wissenschaft, des Geistes selbst.« (Aus: «Voltaire — Goethe», 1910) Die Essays erschienen häufig zuerst in Zeitschriften wir Pfemferts «Aktion» oder im «Pan»; nachträglich stellte Heinrich Mann sie zu Sammelbänden zusammen. Die vorliegende Ausgabe folgt der Erstausgabe bei Kurt Wolff, Leipzig 1919. Alfred Döblin schrieb damals dazu in der «Neuen Rundschau»: »Es muß Heinrich Mann unter den Dichtern besonders gelobt werden und gefeiert sein, daß er sich nicht dichterisch verschanzt, sondern ohne Furcht, dichterische Einbußen zu erleiden, ummittelbar wird«.» |
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